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Präparat 26: Medulla spinalis (Schwein), Nissl-Färbung

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Cornu dorsalis/posterior

Hinterhorn des Rückenmarks; Teil der grauen Substanz, in dem Nervenzellen liegen, die der Weiterleitung von sensorischen Reizen dienen. Die Hinterwurzel des Rückenmarks zieht in das Hinterhorn, ein Teil der Fasern der Hinterwurzel, die sensible Impulse aus der Peripherie leiten, werden hier synaptisch umgeschaltet.

Spinalnerven

Nervi spinales; 31 segmental und paarweise aus dem Rückenmark austretende Nerven. Man unterscheidet 8 zervikale, 13 thorakale, 5 lumbale und 5 sakrale sowie den kokzygealen Spinalnerven. Die Perikaryen des motorischen, efferenten Anteils liegen im Vorderhorn des Rückenmarks, die des sensiblen, afferenten Anteils in den Spinalganglien und die des viszeromotorischen Anteils im Seitenhorn des Rückenmarks. Die efferenten Fasern eines Segmentes bilden die Vorderwurzel und vereinigen sich mit der sensiblen Hinterwurzel zum Spinalnerven, der sich in vier Äste aufteilt: Ramus meningeus zur sensiblen Versorgung der Rückenmarkshäute Ramus posterior (dorsalis) zur motorischen Versorgung der autochthonen Rückenmuskulatur und zur sensiblen Versorgung der Hautregion des Rückens Ramus anterior (ventralis) zur motorischen Versorgung der Rumpfvorder- und Seitenwand und der Extremitäten sowie zur sensiblen Versorgung der entsprechenden Hautareale Ramus communicans, der die Verbindung zu den Grenzstrangganglien des vegetativen Nervensystems herstellt.

Myelinisiert

markhaltig, von einer Markscheide umhüllt. Im ZNS wird die Markscheide des Axons durch Fortsätze von Oligodendrozyten gebildet, im peripheren Nervensystem von den Schwann- Zellen. Je nach Dicke der Markscheide werden markreiche und markarme Nervenfasern unterschieden. Bei marklosen Nervenfasern bilden die Hüllzellen .z. B. die schwann-Zellen keine Markscheide aus.

Weiße Substanz

Substantia alba; sie umgibt die graue Substanz des Rückenmarks mantelförmig und enthält im wesentlichen markhaltige und marklose Nervenfasern, jedoch so gut wie keine Perikarya von Nervenzellen. Die Nervenfasern ordnen sich zu Strängen an: Vorderseitenstrang (Funiculus anterolateralis); (Funiculus posterior).

Nozizeptive Neurone

pseudounipolare Spinalganglienzellen, die Schmerzreize wahrnehmen und weiterleiten. Die Rezeptoren (Nozizeptoren, Schmerzrezeptoren) sind freie Nervenendigungen, die durch Aufzweigungen des peripheren Fortsatzes der nozizeptiven Spinalganglienzellen entstehen. Die Schmerzrezeptoren können durch verschiedene Reize (thermische, mechanische oder chemische) erregt werden. Sie adaptieren nicht oder nur sehr langsam.

Lissauer-Trakt

Tractus posterolateralis, teilt die Hinterstränge von den Seitensträngen. Im Tractus posterolateralis verlaufen die zentralen Fortsätze der pseudounipolaren Spinalganglienzellen, die Schmerzreize vermitteln, sie werden an Neuronen im Hinterhorn synaptisch umgeschaltet (Substantia gelatinosa).

Protopathische Empfindungen

Schmerz- und Temperatur- sowie grobe Berührungs- und Druckempfindungen. Sie werden in getrennten aufsteigenden Bahnen des Vorderseitenstrangs geleitet: Schmerz- und Temperaturempfindungen im Tractus spinothalamicus lateralis, grobe Berührungs- und Druckempfindungen im Tractus spinothalamicus anterior.

Die Spitzen der Hinterhörner zeigen nach dorsal auf diejenige Stelle der Rückenmarksoberfläche, an der die dorsalen Wurzeln der Spinalnerven eintreten (die in unseren Präparaten i.a. nicht zu sehen sind). Zwischen der Spitze der Hinterhörner und den Eintrittsstellen der Hinterwurzeln liegt ein Bereich, in dem zahlreiche sehr dünne, unmyelinisierte Nervenfasern liegen. Diese dünnen, dichten Fasern, die lichtmikroskopisch einzeln nicht aufzulösen sind, lassen den Bereich unter der Wurzeleintrittszone dichter als die umgebende weiße Substanz erscheinen. Diese nozizeptiven Fasern aus den Hinterwurzeln werden als Lissauers Trakt bezeichnet; sie vermitteln dumpfe Schmerz- und Temperaturempfindungen (sog. protopathische Empfindungen). Weiter nach medial hin, in den Funiculus dorsalis hinein, finden sich fast ausschließlich großkalibrige, myelinisierte Nervenfaseranschnitte. Sie stammen ebenfalls aus den Hinterwurzeln und vermitteln überwiegend differenzierte Sinnesempfindungen über Gelenkstellung, Muskeltonus, Tastempfindungen etc. (sog. epikritische Empfindungen). In der grauen Substanz der Hinterhörner lassen sich in hinreichend dicken Schnitten (der hier abgebildete ist sehr dünn) verschiedene Laminae („Rexed-Laminae“) und Kerngebiete erkennen, die in unserem Präparat aber nur in ungefähr abgegrenzt werden können. Auf den Spitzen der Cornua dorsalia sitzt eine "Kappe" aus relativ großen, spindelförmigen oder dreieckigen Neuronen. Es handelt sich um die nozizeptiven Neurone der Substantia spongiosa [Lamina I nach Rexed). Der eigentliche "Körper" der Hinterhörner läßtlässt sich in einen dorsalen, kleinzelligen Teil, die Substantia gelatinosa (Lamina II, noci- und propriorezeptive Neurone), und eine Basis unterteilen. In dieser Basis [Laminae III-IV nach Rexed] kommen auch große Neurone vor, sie wird auch als Nucleus proprius bezeichnet.